Meilenstein auf dem Weg zum klimaneutralen ÖPNV –
Busbetreiber VLP prescht vor

Es klingt anders als an einer Diesel-Zapfsäule, wenn die Mitarbeiter der Verkehrsgesellschaft Ludwigslust (VLP) ihre nagelneuen Elektrobusse laden: Ein Rauschen und Brummen dringt aus dem Umrichter, der die Ladepunkte mit jeweils 112 Kilowatt Ladestrom versorgt – grünem Strom wohlgemerkt, denn diese Antriebsenergie stammt von der WEMAG, die dem Busbetreiber aus Mecklenburg-Vorpommern Elektrizität aus Solar- und Windkraftwerken liefert.

Mit den neuen Ladestationen hat die VLP jetzt einen Meilenstein im Umstellungsprozess genommen. Dr. Johannes Brombach ist Chefingenieur des jungen Berliner Dienstleistungsunternehmens eMIS, das die Elektrifizierung der VLP-Busflotte koordiniert. Er ist vom Testbetrieb begeistert: „Wir konnten zum Beispiel ein Fahrzeug mit der Leistung von 15 gleichzeitig laufenden Saunaöfen laden. Oder für Leute, die nicht in Saunen denken, der Anschlussleistung eines Wohnblocks mit 100 Wohnungen. Nach weiteren Tests und Programmierungen wird das Lastmanagement angepasst und das System auf 12 Ladepunkte erweitert.“

Kommunale Busbetreiber – in vielen Fällen die Städte und Gemeinden selbst – sind gesetzlich verpflichtet, ihre Busflotten in den kommenden fünf bis zehn Jahren schrittweise auf Klimaneutralität umzustellen. Da jedoch die Anfangsinvestitionen hoch und die fachlich-personellen Ressourcen der Betreiber nicht selten bescheiden sind, besteht in ganz Deutschland ein erheblicher Bedarf an Beratung und Unterstützung bei der Finanzierung und Umstellung der Infrastruktur. Die VLP (200 Busse auf 172 Linien, ca. 300 Mitarbeiter) kooperiert mit einer Reihe lokaler Partner unter der Federführung der eMIS Deutschland GmbH. Die eMIS imple­men­tiert ein bidirektionales Ladesystem, mit dem die Batterien der Busse während der Standzeiten als Unterstützung für das örtliche Stromnetz genutzt werden (Tech-speak: Vehicle-to-Grid). Da Busse wie alle Fahrzeuge länger stehen als fahren, senkt dieser auch technisch smarte Kniff die Betriebskosten.

Die Kernidee des eMIS-Konzepts ist es, dass alle Beteiligten von der Nutzung der Busbatterien als „Netzpuffer“ profitieren: ÖPNV-Betreiber optimieren dadurch die Ladevorgänge und Strombezugskosten, senken durch den Verkauf des überschüssigen Batterie­stroms ihre Betriebskosten und können diesen Vorteil über faire Preise an ihre Kunden weitergeben; Energieversorger und Netzbetreiber müssen Wind- und Solaranlagen nicht mehr abregeln. Heutzutage hat ein Betreiber im ländlichen Raum vielleicht nicht einmal die nötige Netz­anschluss­leistung, um E-Busse laden zu können. Gleichzeitig wird vor Ort womöglich überschüssiger Strom aus erneuerbaren Quellen abgeregelt und nicht genutzt. Hier setzt eMIS an und lässt ÖPNV-Betreiber und Energieerzeuger gleicher­maßen profitieren – sozusagen die nächste Stufe der Energiewende.

Zunächst wird in Ludwigslust-Parchim die Schülerbeförderung auf E-Busse umgestellt. Unter Berücksichtigung der daraus gewonnenen Erfahrungen werden im Landkreis in den kommenden Jahren immer mehr Elektrobusse unterwegs sein. Mit der bidirektionalen Lade-Infrastruktur der eMIS ist die VLP damit Vorreiter der Entwicklung — auf höchstem technischem Niveau.